Transform ist ein interdisziplinäres, konsequent experimentelles Kunstprojekt und findet in jährlichen Versuchsanordnungen seit 2011 während einer begrenzten Laufzeit in leerstehenden Räumen oder an öffentlichen Orten in Bern statt.
Kunstschaffende unterschiedlicher Sparten und Disziplinen werden eingeladen, in einer experimentellen Vorgehensweise mit Raum und Öffentlichkeit zu arbeiten.
]]>in Kollaboration mit Thomas Peter, Musiker
sihlquai55, Zürich
Dauer: 30min
Der Raum, als physischen Körper wahrzunehmen, darin mit einfachsten akustischen Mitteln (Steinen) denselben rhytmisch und arythmisch erfahren, ausloten, abklopfen.
Die Zeit als verbindendes Element der Performer, des Raumes, des Publikums.
Die Interaktion der Performer untereinander geschah dabei rein über die akustische Wahrnehmung des anderen, des sich Einbringens in den Rhytmus des anderen, und des sich Herausnehmens. Dabei entstanden laute und ganz subtile Intervalle, die teilweise mit stimmlichen Sequenzen verbunden wurden.
]]>FAST FORWARD, Performance-Festival, Lenzburg
Ausgehend von Flaniergängen durch die Altstadt Lenzburgs fiel der Performerin Olivia Wiederkehr auf, wie die Gentrifizierung – und damit einkehrende wirtschaftliche und soziale Herausforderungen – auch vor den Toren dieser Provinzstadt nicht innehielt: alteingesessene Geschäfte wurden innerhalb kürzester Zeit geschlossen; Häuser wechselten ihre Besitzer und wurden zu luxuriösen Wohneinheiten umgebaut. Dieser sichtbare Wechsel drängte in Wiederkehr die Suche nach einem möglichen Sachverhalt von Wert- und Identitätsgenerierung innerhalb eines Stadtraumes auf. Historische Recherchen liessen sie ihr Augenmerk auf die Entstehung der Stadt lenken, in dieser sie vermeinte, tiefsitzende Wurzeln von Zweitrangigkeit, Unbedeutsamkeit zu erkennen: trotz wirtschaftlichem Erfolg der Stadt, kam diese nie zu der erhofften (?) Bedeutsamkeit. Eine subjektive These.
Ein weiterer Aspekt, der Wiederkehr während ihren Flanierrunden auffiel, waren die Wappen und Fahnen, die auf Häuser, über Türen und Brunnen gemalt waren. Dies inspirierte sie, über die Bedeutung der Fahne nachzudenken: die Fahne als Erkennungsmerkmal (Identität eines Volkes, Zugehörigkeit einer Gruppe), als strategischer Botschaftsträger, als Erzeuger von Aufmerksamkeit, als Signalisierungselement, oder der Akt des Fahnen Hissens als Willkommensheissung in politischen Belangen.
Intuitiv verwob Wiederkehr ihre Recherchen in ihre Performance „Fahnen hissen“. Sie wollte der Stadt Lenzburg eine visuell würdevolle Geste der setzen, ihr eine kurze Dauer von Aufmerksamkeit schenken. Ihr ein ,performativer Segen sprechen‘.
Komplett verhüllt in einen schwarzen Schlauch, aus einem einzigen Reissverschluss genäht, und nur mit kleinstem Sichtschlitz versehen, zog sie zum Zeitpunkt ihres Auftrittes durch die Gassen. Darunter trug sie, an einem speziell dafür genähten Gürtel, vier Zeltstangen und vier Fahnen – für jede Himmelsrichtung eine. Die Fahnen waren aus weissem Papierstoff genäht, mit schwarzen Schriftzügen bedruckt. Bei genauem Betrachten, konnte man das Wort ,silence‘ darauf erkennen. An einer viel frequentierten Kreuzung in der Fussgängerzone blieb sie stehen. Langsam fing sie an, den Reissversschluss zu öffnen, eine Bahn nach der anderen, immer schneller, bis sie sich mit den Armen und dem Oberkörper aus der Enge befreit hatte. Da hisste sie die erste Fahne, schwenkte sie, sodass diese flatterte und das am Fahnenspitz angebrachte farbige Band im Windzug tanzte. Dann steckte sie das Ende der Fahnenstange in die dafür vorbereitete Verankerung an ihrem Gürtel. So fuhr sie fort, bis alle Fahnen in ihrem Gürtel steckten. Zum Schluss drehte sie sich langsam, immer schneller im Kreise. Der Stoff rauschte laut, fast bedrohlich und majestätisch, die Bänder tanzten dazu. Da kämpfte sie plötzlich gegen die Kraft des Windes in den Fahnen, ausgelöst durch einen Windstoss, hielt inne, und zog langsam weiter mit gehissten Fahnen durch die Altstadt und verschwand.
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Ausstellungsraum Klingental, Basel
Dauer: 2h
SCH ist ein kuratorisches Experiment der in Cape Town lebenden Kuratorin Kadiatou Diallo. Während ihrer sechsmonatigen Curators-Residency in Basel erarbeitete sie dieses Format für ihre Ausstellung im Kunstraum Klingental. SCH ist das Ergebnis unzähliger Gespräche, die sich rund ums Schweigen drehten. Formativ arbeitet Diallo an den Schnittstellen zwischen Wisssen, Kunst und Gesesllschaft. In ihrem Projekt gingt es darum, sich kollaborativ und experimentell an wichtige, wenn auch oft unbequeme Fragen heranzutasten und neue Blickwinkel zu erfassen. SCH beinhaltete verschiedene Serien von künstlerischen Begegnungen, welche inhaltlich einerseits dem Schweigen widerstehen, respektive, das Schweigen als Mittel zum Widerstand benutzen. Dabei wurden Geschichten von Menschen beleuchtet, die in der Schweiz leben, aber nicht wirklich dazu gehören (können) – unausgesprochene, verschwiegene, vergessene und vergrabene Geschichten. Die Phrase ‚SCH‘ liess die nachhallende Geschichten zusammenfassen in Wörter wie: SCHweigen, Schweiz, SChweiss, GesSCHichte, SCHichten, SCHützen, SCHerzen, SCHämen, SCHreien, SCHwarz, falSCH, VerSCHwinden….
Olivia Wiederkehr geht in ihrer zweistündigen Performance ‚hiding wings‘ den Grenzen des persönlichen Territoriums nach. Versteckt unter riesigen grauen Flügeln aus Stoff lotet sie den Kunstraum physisch und akustisch aus. Dabei interagiert sie innerhalb der grossflächigen, raumeinnehmenden Installation von Youssef Limoud, die sich ebenfalls über den ganzen Raum erstreckt. In langsamen, teils schnellen Intervallen lässt sie wild ihre Flügel rauschen, dreht sich im Kreise, dann kratzt sie mit ihren Flügeln melancholisch den Wänden entlang, streckt sich langsam am Boden aus, oder schwebt in atemberaubendem Minimalabstand an den fragilen Skulpturen und sandigen Installationen Limouds vorbei. Die raumakustischen Intervalle wechseln sich ab mit Sequenzen des Schweigens, des Singens und des Geschichtenerzählens: sie spricht dabei über Identität, Grenzen, Raum und Schutzräume. Aus dem Moment heraus entstandene Kommentare und Fragen des Publikum wurden in die Geschichten mit einbezogen, woraus ein zaghafter Dialog zwischen Publikum und Flügelwesen entstand.
]]>Glasfaser, Epoxidharz, Metall, Holz
In ihren performativ installativen Settings setzt sich Olivia Wiederkehr mit historischen, funktionalen und soziale Räumen, deren Konzeption und Wirkung auseinander. Wiederkehr studierte Bühnenbild und Freie Kunst in Berlin und Basel und absolvierte den Master Fine Arts in Zürich.
Ausgangspunkt der Arbeit bilden Recherchen rund um den historischen Kontext des Helmhauses. Gewonnen wurden dadurch Einblicke in die Entwicklung von Kirche und Staat, Überlegungen zur Bedeutung von historischen Geschehnissen und den damals daraus resultierenden Entscheidungen, deren Einfluss auf unsere Gegenwart – und zur (Ohn-) Macht der Bilder. Das hochkant in den Fluss gesetzte Boot agiert ebenso als Platzhalter für solche Kontexte wie als poetische Setzung.
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