Der Bund, so heisst die Uferpromenade in Shanghai, wird von den Shanghaiesen bevorzugt als Kulisse für ihre Hochzeitsfotos benutzt. Im Hintergrund das Statussymbol der Stadt: die Skyline von Shanghais Businessviertel – Sinnbild für den materiellen Segen, den sich die Frischvermählten für ihre Zukunft wünschen.
Ich suchte mit einer professionellen People Fotografin diesen Ort auf, um hier ebenfalls ‚mein Hochzeitsshooting‘ zu inszenieren: derselbe Hintergrund, jedoch ohne einen reellen Partner. Stattdessen trug ich meinen Hiding-Coat und liess mich mit diesem ablichten. Eine Verschmelzung von mir und dem Raum, der mich ganz eng umgibt. Auf dass der Tod uns scheide….
]]>In der narrativen Form eines Hörspiels werden die Zuschauer durch die Performance geleitet: Tagebuchaufzeichnungen der verschollenen Alpinisten, Interviews mit anderen Extrem-Alpinisten und ihrem Umgang mit Grenzen, philosophische Texte (Freud), Interviews mit Alpinforschern wurden dramaturgisch zu einem 45 minütigen Hörspiel verarbeitet und per mobiler Sound-Anlage mitgeführt auf dem performativen Spaziergang durch die Alp Sellamatt. Insgesamt sind es fünf Stationen, die man so zusammen ansteuert. An jedem Schauplatz steht ein Expeditionszelt, knallgelb leuchtend, mit welchem ich mich haptisch auseinandersetze: mal annähernd, einfühlend, dann immer mehr aber auch zerstörend. Inhaltlich und dramaturgisch nimmt die Dramatik bei jeder Station zu: der Kampf ums Überleben der Alpinisten, wird auch zu meinem Kampf mit den Zelten. Schlussendlich zerstöre ich das letzte Zelt, die Schutzhülle, am Ende des Spazierganges.
Die Performance fand statt im September 2012 während des Festivals „arthur7“ der KunstHallenToggenburg.
Die Performance ist Cedric Hählen gewidmet.
english:
In this performance I focus on the effects of human assertion and the crossing of boundaries versus nature. Using extreme alpinists whom I knew personally, and who disappeared or died in spring 2012 on a first winter ascent in the Himalayas, I show this close interaction of spaces, shelters, their fragility and ephemeral short-livedness: Diary entries of the missing alpinists, interviews with other extreme alpinists and their handling of limits, philosophical texts (Freud), interviews with alpine researchers were dramaturgically processed into a 45-minute radio play and carried along by a mobile sound system on the performative walk through the Alp Sellamatt. All in all, there are five stations that can be reached together. At each location there is an expedition tent, bright yellow, with which I deal haptically: sometimes approximately, empathetically, sometimes more and more destructively. In terms of content and dramaturgy, the drama increases at each station: the struggle for the survival of the alpinists also becomes my struggle with the tents. Finally I destroy the last tent, the protective cover, at the end of the walk. The performance took place in September 2012 during the festival „arthur7“ of the KunstHallenToggenburg. The performance is dedicated to Cedric Hählen.
]]>Eine spielerische Annäherung an das Thema ‚individueller Schutzraum‘ in einer anderen Kultur: Wie wird der persönliche Schutzraum – sprich, der Raum, den ich brauche um mich zu sein – in einer anderen Kultur wahrgenommen? Zusammen mit einer jungen chinesischen Künstlerin stellten wir uns die Aufgabe, Unterschiede innerhalb der kulturellen Wahrnehmung über Schutzräume einzufangen. Der Hiding-Coat war dabei der haptische Vermittler zwischen uns und unserem Umfeld. Fragen wie : Was bedeuten für mich ein Schutzraum? Was für Intensionen löst der Hiding-Coat in mir aus, wenn ich ihn trage? waren dabei die grundlegenden Antriebe. Auf langen Streifzügen durch die Stadt suchten wir an verschiedensten Orten das Gespräch mit Passanten, Ladenbesitzern, Menschen, die uns begegneten. Gleichzeitig diskutierten wir miteinander viel über diese Thematik und probierten den Hiding-Coat an den verschiedensten Orten aus, teilten unsre Erfahrungen, inszenierten Settings in menschengefüllten Strassen, um die Reaktionen der Passanten einzufangen. Während den zwei Wochen, in denen wir zusammen unterwegs waren, haben wir viel voneinander gelernt, Horizonte erweitert, viel gelacht. Die dabei entstandenen Fotografien wurden anschliessend in einer kleinen Galerie in Shanghai ausgestellt.
]]>Die Installation ‚Schöne Aussichten‘ setzt sich inhaltlich mit der Herkunft der Definition von Wohlstand auseinander. Je nach Objektivität und sozialem Standpunkt des Individuums wird die Wertdefinition des Jetzt-Zustandes anders wahrgenommen. Von aussen implizierte, gesellschaftliche Wertvorstellungen generieren Sehnsüchte, die das menschliche Streben nach Glückseligkeit und das Erlangen dieser stimulieren. „Schöne Aussichten“ thematisiert diese Vielschichtigkeit der Wahrnehmung von Wertvorstellungen, je nach Betrachtungspunkt derselben:
Ein kleines Schlafzimmer, im abbruchgeweihten Mehrfamilienhaus. Beim Eintreten in den kleinen Raum nimmt man als erstes den starken Geruch nach geräuchertem Fleisch wahr, ohne sofort dessen Herkunft eruieren zu können. Erst auf den zweiten Blick wird der filigrane Vorhang am Fenster wahrgenommen als Ursprung des betörenden Duftes: statt eines Vorhanges hängen hier sorgsam zusammengenähte Rohschinken-Scheiben vor dem Fenster. Wer einen Blick durch den Vorhang wirft, sieht auf die davor liegende Baustelle, auf der ein Wohnhaus entsteht, nach heutigem Standard und Komfort. Der Ausblick aus dem Fenster suggeriert also ‚das Bessere auf der andern Seite‘. Obwohl dieses ‚Bessere‘ noch nicht konkret greifbar erscheint: das Fenster gibt den Blick frei auf Zukünftiges, vielleicht Erstrebenswertes; der Vorhang dazwischen verhüllt diesen Ausblick und zeigt gleichzeitig eine andere, gegenwärtige Realität, die Assoziationen auf andere Wertesysteme offen lässt.
kuratiert von Sandra Kälin, Galerie fishpiece, Zürich
Rohschinken, Nylonfaden
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